Der in Ostheim installierte „Ortsrundfunk“ hatte seinen Ursprung in den letzten Kriegsjahren. Von der Zentrale im Rathaus waren die Kabel in die Straßen verlegt und weiter von Lautsprecher zu Lautsprecher an den Häusern oder Masten gespannt. Mit einer solchen Anlage konnte man Rundfunksendungen übertragen, Schallplatten abspielen und Sprache über das Mikrofon senden. Das Medium Rundfunk hatte für die NS-Obrigkeit große Bedeutung gewonnen, weil letztlich auch zu Propagandazwecken große Teile der Bevölkerung schnell erreicht werden konnten.
Aus den Erinnerungen von Hans Östreich geht hervor, dass der Betrieb des Ortsrundfunks (Drahtfunkanlage) jedoch erst ca. 1946 aufgenommen, weil während des Kriegs noch wichtige Teile und letztlich auch fachkundige Handwerker fehlten. Von Heinrich Kittel, dem Sohn von Karl Kittel, konnte ich erfahren, dass die Lautsprechergehäuse aus dem Aluminium der abgeworfenen Zusatztanks von Jagdflugzeugen oder aus Teilen von abgestürzten Bombern der Weltkriegsgegner gefertigt wurden. Kabel und Drähte wurden im Gemeindewald eingesammelt und verwendet. Dieses Material wurde von den amerikanischen Besatzern nach den Manövern einfach im Wald liegengelassen oder vergessen. Volksempfänger (Radiogeräte in den Häusern) waren am Ende des Krieges auch noch selten.
Erinnern kann ich mich noch sehr gut, wenn gegen Mittag die „Hammerpolka“ aus den Lautsprechern im Ort ertönte, die Bürger dann auf die von Hans Östreich (der Mann mit der besten Mikrofonstimme) verlesenen Mitteilungen warteten. Auch Sonder- oder Suchmeldungen konnten so schnell abgesetzt werden. 1967 wurde der Betrieb eingestellt. Einige Zeit später habe ich mit Freunden die Anlage im Vereinsheim der Sportfreunde Ostheim aufgestellt. Elektromeister Karl Kittel hat uns ein paar Lautsprecher besorgt, also irgendwo an den Häusern abgeschraubt, denn dort wurden sie nicht mehr benötigt, nach einiger Zeit konnten die Sportfreunde über eine Beschallungsanlage für das Sportgelände verfügen. Der erste „Stadionsprecher“ war Dieter Brill. Der ehemalige Ortsrundfunk konnte so noch einige Jahre genutzt werden.
Heinz Wörner †